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Bleib stehen!

Die Gandalf - Übung … oder immer besser inneren Angriffen standhalten





Fast bin ich zu Hause. Ich komme gerade vom Joggen und muss noch das letzte Stück über die Kreuzung laufen, nicht mehr weit von meinem Haus entfernt. An der Ampel stoppe ich kurz, warte auf das grüne Signal für die Fußgänger und laufe dann weiter. Ein Auto kommt auf mich zu, in meine Spur abbiegend. Normalerweise kein Problem, die Straße ist breit genug für uns beide - ganz abgesehen davon, dass ich als Fußgänger Vorrang habe.

Aber plötzlich spüre ich: hier läuft etwas falsch! Anstatt langsam in meine Richtung und um mich herum zu fahren, steuert das Auto beschleunigend direkt auf mich zu. Viel zu schnell. Wie auf mich zielend. Der Aufprall wird immer unvermeidlicher. Ich höre mich denken: „Gott, wenn du jetzt nichts machst, bin ich in fünf Sekunden tot!“ Ohne groß nachzudenken, einem Impuls von Wagemut im Bauch folgend, bleibe ich abrupt stehen, wende mich dem Auto im Angriffsmodus zu, mache einen Schritt nach vorne und schreie den Fahrer an: „Bleib stehen!“ Der erwacht aus einer Art Trance, so als wäre ich bis dahin für ihn unsichtbar gewesen, schaut erschreckt auf - und bremst dann heftig. Und kommt gerade noch zum Stehen, die Stoßstange nur 5 cm von meinem Knie entfernt.

Sprachlos und noch etwas geschockt gehe ich nach Hause und realisiere ich langsam, was da gerade passiert ist, bzw. nicht passiert ist. Noch innerlich aufgewühlt setze mich tief durchatmend auf den Küchenhocker, betend: „Jesus, Du hast mir gerade das Leben gerettet!“

Ich bin dankbar. Ich staune über den Verlauf der Geschichte und des, für mich eindeutig übernatürlichen Eingreifens. In diesem Augenblick summt mein Handy kurz und ich lese den Gruß einer Freundin: „Der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist.“ 1. Joh 4,4


Der in mir ist, ist größer als der, der in der Welt ist. Was für eine Wahrheit!


Da ist eine Kraft in mir wirksam. Eine Kraft, die Widerstand leisten kann in Angriffen. Die standhalten kann im Gegenwind.

Liebe, die mich erfüllt.

Ruhe, die sich ausbreitet.

Glaube, der festhält!

Eine Macht, die meine Grenzen sicher macht.

„Bleib stehen!“ meinen „Feinden“ entgegen schleudert.


Bleib stehen! - Zu den Zweifeln, ob ich gut genug bin.

Bleib stehen! - Zu den Menschen, die mich klein machen wollen.

Bleib stehen! - Zu den Ängsten, dass ich wieder scheitern könnte.

Bleib stehen! - Zu den Lügen, die mir rauben wollen, was Gott mir verheißen hat.


Nein, wir können nicht alle Schwierigkeiten und Probleme aus unserem Leben wegbefehlen. Das Leben funktioniert nicht wie Pipi Langstrumpf. Die Welt wird nicht so, wie sie uns gefällt, oder gefallen würde. Und es gibt vieles, was mir nicht gefällt. Unter manchem leide ich. Und doch: da ist diese Kraft in uns! Der, der größer ist! Der, der eben doch Dinge verändern und die Geschichte beeinflussen kann.


Gerade brauche ich das wieder, dass ich mich daran erinnere und festhalte. Dass ich mir diese Wahrheit neu vergegenwärtige: Du bist größer, Gott! Du sitzt auf dem Thron! Du regierst! Das gilt für die große Weltgeschichte und das gilt auch für unser „kleines“ Leben. Wir sind Gott nicht zu unbedeutend, dass er unsere Gebete nicht hören und erhören würde! Er, der sein Leben für uns gegeben hat, tritt für uns ein. Und ist größer als das, was mir Sorgen macht. Größer als meine Herausforderungen. Größer als die Schwierigkeiten. Größer als die Ungewissheiten und größer meine Ratlosigkeit.


Gerade dann, und gerade jetzt, wenn die Stürme in mir toben, will ich aufstehen und Jesus anbeten. Gerade dann, und gerade jetzt, wenn ich nicht weiterkomme, entscheide ich mich, Gott zu vertrauen.

Gerade dann, und gerade jetzt, wenn alles scheinbar gegen mich ist, gebe ich alle Kontrolle an Gott ab.


Dieser Raum in meinem Inneren, dort wo Gott wohnt, wo Gott sich in mir ausbreitest, Raum einnimmt, dort finden Sorgen keinen Raum mehr sich niederzulassen. Verzweiflung oder Angst mögen vorbeischauen, aber müssen gleich wieder weiterziehen, denn der Platz meinem Herzen ist schon besetzt. Und der Raum, den Gott einnimmt, ist sicher. Das ist der Friede Gottes, der alle Vernunft übersteigt.


Der Türwächter zu diesem inneren Raum bin ich. Ich kann bestimmen, wer oder was in meinem Herzen wohnt und mein Denken bestimmt. Ich kann nicht beeinflussen, was das Morgen bringt, aber wie ich mein Innerstes für diese Zukunft vorbereite. Wie ich stehe. Wie ich denke. Wem ich glaube. Ich kann üben, mein Denken zu erneuern.


Eine meiner (vielen) Lieblingsszenen in Herr der Ringe: Unter dem Berg, in der Tiefe von Moria fliehen die Gefährten vor dem Dämon Balrok. Über einem tiefen Abgrund überqueren sie eine schmale Steinbrücke. Gandalf ist der letzte der Gruppe und steht zwischen den Freunden und dem Balrok auf dieser schmalen Brücke. Gandalf dreht sich zu dem Dämon um, er stellt sich ihm in den Weg. „You shall not pass! I’m a bearer of the light!“ schreit er Balrok entgegen. Gandalf steht - und der Dämon kann nicht an ihm vorbei. Und wie Gandalf dem Balrok auf der Brücke entgegentritt, übe ich mich immer wieder darin, meinen Dämonen entgegen zu schleudern: „You shall not pass! I’m a bearer of the light!“ Oder einfach nur: „Bleib stehen! Der in mir ist, ist größer als du!“ Nicht zu weichen. Nicht der Mutlosigkeit nachgeben. Nicht dem Jammern verfallen. Sondern mich im Zentrum der Gegenwart Gottes und seiner Wahrheit zu verwurzeln.


„Also haltet stand! Tragt die Wahrheit als Gürtel um eure Hüfte und zieht die Gerechtigkeit als Brustpanzer an. Und tragt an euren Füßen als Schuhe die Bereitschaft, die Gute Nachricht vom Frieden zu verkünden. Was auch kommen mag: Ergreift als euren Schild den Glauben! Mit ihm könnt ihr alle brennenden Pfeile abwehren, die der Böse gegen euch schießt. Nehmt als Helm eure Rettung in Empfang. Und lasst euch das Schwert geben, das der Heilige Geist euch schenkt: Das Wort Gottes.“ Eph 6,14-17 BB



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