Atem Gottes
- Ruth-Andrea Möller

- 9. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Juli

Pfingsten: der Heilige Geist kommt mit Brausen und Feuer auf die Jünger und Jüngerinnen. Sie werden mit Kraft und Mut erfüllt. Sie schließen die Türen auf, gehen auf die Straße und predigen.
Ein Ereignis, dass niemandem verborgen bleibt und die Kraft Gottes überschwappt auf alle Menschen, die neugierig herbeikommen.
Und ja, das passiert manchmal. Manchmal bricht die Gegenwart Gottes so mächtig in unser Leben ein, das wir Wunder erleben und übernatürliche Kraft in uns und durch andere. Lebensverändernd.
Aber es gibt auch noch dieses andere "Pfingsten". Ein stilles, verborgenes, ein alternatives Pfingstfest am Abend des Ostersonntages. Die Jünger sitzen verwirrt und verängstigt zusammen hinter fest verschlossenen Türen.
Doch Jesus kommt herein. Trotz verschlossener Türen steht er plötzlich mitten unter ihnen und sagt: „Friede sei mit euch!“
Als sie Jesus erkannten, so heißt es im Text, wurden sie froh.
Dann, so geht die Geschichte weiter, haucht Jesus sie an und spricht: „Empfangt den Heiligen Geist“.
Jesus bläst die Jünger an.
Atem Gottes,
Heiliger Geist.
Die Jünger atmen…Lebenskraft ein und Lebensmut. Gottes Atem erfüllt ihre Lungen und ihre Seele.
Die Parallelen zur Schöpfungsgeschichte sind nicht zufällig. Gott bildete Adam aus Erde und blies ihm den Lebensatem in die Nase.
Und so wie Adam durch Gottes Atem ein lebendiges Wesen wird, gleichsam so holt Jesus die Jünger und Jüngerinnen aus ihrer Erstarrung, aus der Tiefe ihrer Traurigkeit, Angst und Ratlosigkeit heraus.
Jesus bringt neues Leben.
Er, der das Leben ist, bläst die Jünger an.
Atem Gottes. Heiliger Geist. Lebenskraft.
Mich berührt diese Geschichte immer wieder neu.
Und mir hilft dieses Bild, die Vorstellung, dass unser Atem mit dem Lebensatem Gottes verbunden ist.
Ich stelle mir diese Szene vor.
In Gedanken werde ich Teil dieser Geschichte.
Ich schließe meine Augen und stelle mir vor, wie Jesus vor mir steht und mich sanft und liebevoll anbläst...
Langsam atme ich ein und aus. Ich spüre den Luftstrom durch meinen Körper fließen und ich weiß mich mit dem Atem Gottes verbunden.
Ich höre diese Worte persönlich für mich:
Friede sei mit dir!
Empfange den Heiligen Geist.
Ich atme. Ich lebe. Ich bin. In Gottes Gegenwart.
Und mit dieser Vorstellung darf Friede unser Herz durchströmen.
Doch in Stresssituationen und unter Anspannung sind wir oft so von unseren Gefühlen vereinnahmt, dass wir ganz vergessen, innezuhalten.
Wenn wir aufgeregt sind oder Angst haben, beschleunigt sich unsere Atmung und unser Herzschlag. Mit unserer Atmung reagiert unser Körper auf unsere seelische Verfassung.
Aber umgekehrt gilt das auch. Wenn ich in einer Situation bin, die mir Angst macht und ich es schaffe, trotzdem mich auf meinen Atem zu konzentrieren, bewusst langsam ein- und auszuatmen, verlangsamt sich der Herzschlag spürbar, die enge im Brustkorb lässt nach und ich kann die Angst beherrschen.
Ich möchte mich im Alltag darum viel öfter daran erinnern, dass Gott durch den Heiligen Geist in mir lebt. Dass der Atem Gottes durch meine Lungen fließt.
Gerade deshalb übe ich mich darin, in stressigen Situationen die Unruhe zu durchbrechen, indem ich ein paarmal bewusst tief und langsam ein- und ausatme.
Und dabei innerlich im Rhythmus des Atems den Namen Jesus Christus ausspreche.
Wenn ich eine Last spüre, unter der ich keine Luft bekomme, wenn ich in der Hektik des Alltags schon ganz außer Atem bin,
gerade dann
halte ich
einen Moment inne
und werde
still.
Ich bleibe stehen.
Ich atme ein - und ich atme aus
und lausche wieder neu der Zusage von Jesus:
Ich bin bei dir!
Und so, wie ich die Atemluft durch meinen Körper strömen spüre, werde ich mir der Gegenwart Gottes wieder bewusst. Ich kann werde wieder froh werden.
Jesus hauchte seine Jünger an und sagte: "Friede sei mit euch! Empfangt den Heiligen Geist!" Er sagte nicht: "Strengt euch mehr an!", sondern: "Empfangt!"
Der Atem Gottes, Gottes Geist, ist ein Geschenk. Gott ist da. Gegenwärtig durch seinen Heiligen Geist.
Gott will uns tragen, uns trösten, stärken – gerade dann, wenn uns der Atem stockt.
Deshalb: wenn du das nächste Mal wieder im Stress bist und Druck und Sorge dir die Kehle zuschnüren will … gerade dann halte einen Augenblick inne!
Werde still. Schließe deine Augen.
Atme ein.
Atme aus.
Bewusst. Betend. Mit Gott.
Empfange neu die Lebenskraft des Heiligen Geistes.
Ich wünsche dir Gewissheit und Erfahrung der Gegenwart Gottes. So wie es im Text heißt:
Plötzlich war Jesus mitten im Raum und sagte: Friede sei mit dir!
Die Geschichte von Jesus, der den Jüngern erscheint und sie anbläst, steht in Johannes 20.
Der Text ist eine Bearbeitung einer Radioandacht, die du hier nachhören kannst.



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