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Ruth-Andrea Möller

Bin ich gut genug?




Zeiten mit Widerständen. Menschen, die uns Hindernisse in den Weg legen. Türen werden geschlossen. Versprechen nicht eingehalten. Wir werden kritisiert und ungerecht behandelt. Obwohl wir unser Bestes geben. Zuerst spüren wir Enttäuschung, dann vielleicht Ärger. Und wenn dauerhaft Anerkennung ausbleibt, kommen bei mir die Selbstzweifel: Ich bin nicht gut genug.


Unser Selbstbild entwickelt sich nicht in einem luftleeren Raum. Wir bekommen permanent Feedback auf unser Verhalten und unsere Leistungen von unseren Mitmenschen: Familie, Freunde, Gemeinde, Arbeitskollegen. Ihre Bemerkungen, Urteile und Aussagen über mich und mein Tun zeichnen auf meiner Seele ein Bild meiner selbst. Ein inneres machtvolles Bild, das wiederum mein Handeln im Außen und mein Denken über mich und die Welt beeinflusst.


Manchmal sind wir erfolgreich, manchmal machen wir Fehler. Manchmal sind wir brillant, und manchmal versagen wir. Ehrliche Rückmeldung hilft uns zu wachsen. Anerkennung und Lob ermutigen und setzen frei.


Doch da sind die Menschen, die uns nicht gut tun. Sie sehen uns vielleicht als Konkurrentin. Oder werden von eigenen inneren Verletzungen getrieben. Oder sie meinen, ihr eigenes Selbstbild auf Kosten anderer aufwerten müssen. Menschen haben Macht, durch ihre abwertende Worte mein Denken zu beeinflussen und mein Selbstbild hässlich zu verzerren: Ich bin nicht gut genug!


Ablehnung, Ausgrenzung, harsche ungerechte Kritik, übersehen oder übergangen zu werden wie kann ich meine Seele vor der zerstörerischen Einflussnahme anderer abgrenzen?


Ich gehöre zu den Menschen, die Dinge wirklich gut und alles richtig machen wollen. Ich bin Perfektionist und Idealist. Ich habe hohe Ansprüche an mich selbst und an meine Mitmenschen. Aber was mich antreibt und motiviert, ist tief in mir drin diese Sehnsucht nach Bestätigung: Bin ich gut genug? Bin ich gut genug für dich?


Was, wenn dauerhaft Anerkennung ausbleibt? Wenn ich in einem Umfeld bin, in dem ich Widerstand und Gegenwind erlebe, mich ungerechte behandelt fühle und unberechtigter Kritik gegenüberstehe? Ich strenge mich an, aber es scheint nicht zu reichen. Meine Leistungen werden nicht gesehen und schon gar nicht gewürdigt. Was, wenn Bestätigung ausbleibt?


Wie oft habe ich in diesen Krisenzeiten diese bittere Stimme meines inneren Anklägers gehört: Du bist nicht gut genug!


Diese Nächte, in denen ich wach liege und an mir selbst zweifle. Der Druck scheint zu hoch. Die Aufgaben zu groß. Die Widerstände zu mächtig. Die Menschen, die gegen mich arbeiten, zu stark.


Doch dann - in jener einen langen Nacht der Zweifel und Selbstzweifel - ist Jesus spürbar gegenwärtig.


Mit der ganzen Verzweiflung meiner Selbstzweifel werfe ich mich in seine Arme. Still, aber innerlich schreiend: „Ich bin nicht gut genug! Nicht für andere, nicht für mich! Ich schaffe es nicht. Ich kann es nicht. Sie wollen mich nicht.“

Und schließlich in der Sicherheit seiner Gegenwart, bahnt sich diese eine dringende Frage ihren Weg nach oben: „Bin ich gut genug für dich, Jesus? Bin ich gut genug für dein Reich? Bin ich dir gut genug?“


Bin ich gut genug?


Und plötzlich…. höre ich sie. Diese heilige leise Stimme, dieses sanfte Flüstern mit dieser schockierenden und doch befreienden Wahrheit: „Nein, das bist du nicht! Du bist nicht gut genug! Bitte begreife das und nimm es an: du bist nicht gut genug für Gottes Reich!“

Zwischen Verwirrung und aufbrechender Erkenntnis werde ich mit unbegreiflicher Gnade angesprochen:

„Und nun, wo du endlich an dem inneren Ort dieser Erkenntnis bist und das verstehst, es annimmst und dir zu eigen machst, nun kann ich und will ich anfangen, in dir und durch dich zu wirken. Lass mich in dir stark sein! Lass mich deinen Mangel durch meinen Überfluss ausgleichen. Meine Kraft kommt gerade in deiner Schwäche zum vollen Ausdruck! Wenn du schwach bist, bin ich in dir stark. Wenn du nicht gut genug bist, kann ich in dir vollkommen sein!“


Für andere vielleicht eine geistliche Binsenwahrheit, für mich in diesem Augenblick eine Offenbarung. Eine Reformation meines Herzens und meines Geistes:


Nein, ich bin nicht gut genug – und ich muss es nicht sein! Ich muss nicht perfekt sein. Ich muss nicht etwas sein, das ich nicht bin. Ich darf Fehler machen. Ich darf einfach sein, mein Bestes gebend, so gut wie ich kann – und es wird reichen. Es wird mehr als gut werden – weil Jesus in mir ist. Weil ich zulasse, dass seine Gnade mich stark machen darf.


Dies ist der Augenblick der Befreiung von einer Lebenslüge und lässt mich Frieden erleben mitten im Sturm. Die Angst vor dem Versagen weicht. Die Liebe bleibt und mit ihr eine neue innere Sicherheit:


Ich bin nicht gut genug – und bin doch, jetzt, in Jesus, vollkommen, heilig und makellos.


Nicht gut genug – aber durch seine Gnade perfekt.

Nicht stark genug – aber durch seine Gnade vollmächtig.

Nicht klug genug – aber seine Gnade führt und leitet mich.

Nicht erfahren genug – aber durch seine Gnade begabt.

Nicht gut genug – aber vollkommen geliebt.


„Ich will also gern stolz auf meine Schwäche sein. Dann kann sich an mir die Kraft von Christus zeigen. Deshalb freue ich mich über meine Schwäche – über Misshandlung, Not, Verfolgung und Verzweiflung. Ich erleide das alles gern wegen Christus. Denn nur wenn ich schwach bin, bin ich wirklich stark.“ 2. Kor 12, 9f


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