Alltagsspiritualität - Im Hier und Jetzt sein
Wie oft laufen und hetzten wir durch das Leben und stellen am Abend (oder Tage später) fest, dass wir nicht einmal an Gott gedacht haben. Die Gegenwart Gottes im Alltag wahrnehmen ist oft nicht leicht. Dabei bin ich überzeugt, dass Gott immer wieder und mehrmals täglich uns Begegnen will und uns in ihm verankern will.
Es gibt eine Form von „Alltagsexerzitien“, die ich versuche, immer mehr zu praktizieren. Ich werde oft durch Schönheit an Gott und seine Gegenwärtigkeit und sein ununterbrochenes Wirken erinnert. Achtsamkeit und Gegenwärtigsein im Hier und Jetzt nimmt diese Schönheit auch im Vorbeigehen war.
Genaues Hinschauen ist eine Übung. Die Blume sehen, ihre Farben, den Farbverlauf, die Struktur. Das Blau des Himmels auf sich wirken lassen. Der Melodie des Vogels zuhören. Dem Rauschen des Windes in den Blättern lauschen. Die Schönheit und Würde eines alten Baumes bemerken. Ich bin davon überzeugt, dass wir neu lernen müssen, Dinge zu bewundern, uns ihrer Schönheit bewusst zu werden und sich diese Schönheit im Herzen für einen Moment zu besitzen. Eine echte Begegnung zulassen. Unmittelbar, mit unserer ganzen Aufmerksamkeit. Schönheit begegnet uns überall. In Architektur, in Gesichtern, im gelungenen Design von Gegenständen, in Fotos und Kunstwerken, in einem besonderen Arrangement einer Nachspeise auf dem Teller, in der Struktur eines Kieselsteins.
Diese Herzensbegegnung geschieht nur unmittelbar und direkt und innen. Sobald ich sie konservieren will (Selfie oder Foto) ist sie wieder außen, bestenfalls Erinnerung und Echo. Die Überwindung, KEIN Foto zu machen und zu posten, sondern die Begegnung mit dem Schönen eine ganz exklusive nur für mich geschaffenen Moment sein zu lassen. Nur für mich allein. Unteilbar. Unvermittelbar. Unübertragbar. So wie auch alle Begegnungen zwischen mir und Gott im Innen, exklusiv und ausschließlich ist. Ich kann davon erzählen, bezeugen, mich füllen lassen und überfließen, aber ich kann die Erfahrung nicht austeilen, nicht andere mit hineinnehmen. Jeder muss sich selber Gott stellen.
Ich übe Schönheit im Alltag wahrzunehmen. Zuhause, unterwegs, auf der Arbeit. Hinschauen und sehen. Und zu genießen. Zu wissen, dass Gott Schönheit ist und der Schöpfer alles Schönen. Sich erinnern, dass Gott jetzt da ist, hier mitten in meinem Leben. Und er grüßt mich – durch die Blume, durch die Form, durch den Klang, durch die Farbekomposition, durch das Licht. Gott ist hier. Und ich schaue hin, ich atme ein, ich atme aus und ich bin auch hier, einen Augenblick ganz gegenwärtig. Einen kurzen Moment nur Gott und ich.
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